Immer öfter beauftragen Unternehmen externe Logistikdienstleister für die Ausführung innerlogistischer Tätigkeiten. Zu diesen Tätigkeiten zählen unter anderen die Organisation und Durchführung von Transporten sowie die Lagerung verschiedener Güter. Externe Logistikdienstleister zu beauftragen, bedeutet den Einsatz eigener Ressourcen zu verringern oder sogar gänzlich zu vermeiden. Zudem profitieren die Unternehmen von dem umfangreichen Wissen und den Erfahrungen der Logistikdienstleister.
Die Bereitstellung von Lagerungsdienstleistungen erfordert die Fähigkeit, schnell auf Veränderungen zu reagieren, sowie eine hohe Flexibilität und sehr gute Organisation der Lagerprozesse. Aufgrund strenger Anforderungen wird der Informationsfluss auf der Basis von Papierdokumenten oder Tabellenkalkulationen ausufernd und schnell unzureichend. Aus diesem Grund ist die Auswahl eines dedizierten WMS (Warehouse Management System) ein wesentlicher Schritt in der Entwicklung eines Logistikdienstleisters. Ein richtig ausgewähltes und implementiertes IT-System verbessert die Effizienz aller Lagerprozesse schon in relativ kurzer Zeit ganz erheblich.
Bevor sich ein Logistikdienstleister für ein WMS entscheidet, muss er einige Fragen beantworten, um die Anforderungen an die IT-Systemanbieter zu formulieren.
Umfang der angebotenen Dienstleistungen
Heutzutage beschränken sich die Tätigkeiten im Lager nicht mehr nur auf Annahme von Waren, Lagern und Kommissionieren. Kunden der Logistikdienstleister fordern zunehmend auch eine umfassende Bearbeitung von Retouren, Beschwerden, Verpackung und Umpacken (Co-Packaging) sowie Cross Docking. Kunden fragen auch Leistungen nach wie kleine Montagearbeiten, Zusammenführen von Produkten (Set-Bildung) oder Rücknahme von Verpackungsmaterialien und Sekundärrohstoffen. Erbringt ein Logistikdienstleister solche Dienstleistungen, sollte er sicherstellen, dass die potenzielle WMS-Software eine angemessene Unterstützung dieser Prozesse bietet.
Grad der Lagerautomatisierung
Nicht alle der auf dem Markt erhältlichen WMS-Systeme bieten eine Unterstützung für Lagerautomatisierung an. Bei der Auswahl eines neuen IT-Systems muss daher geprüft werden, ob es mit den vorhandenen Anlagen im Lager nahtlos zusammenarbeiten kann. Die Kommunikation zwischen dem WMS-System und den Komponenten der Lagerautomatik regelt üblicherweise ein MFC (Material Flow Control) -Modul. Wenn das Lager nicht automatisiert ist, lohnt es sich zu überlegen, ob eine zukünftige Investition in die Automatisierung nicht eine gute Option sein kann. Steigende Arbeitskosten und Arbeitskräftemangel lassen diese Entwicklungsrichtung immer lohnender erscheinen. Zu beachten ist, dass für einige Kunden ein automatisiertes Lager eine Voraussetzung für die Zusammenarbeit mit einem Logistikdienstleister sein kann. Nur mittels der Automatisierung können strengste Anforderungen an Präzision der Auftragsabholungs- und Bearbeitungszeit erfüllt werden. Das trifft insbesondere für Lager zu, die große Mengen von Waren lagern.
Anzahl und Profil der Kunden
Bei der Auswahl eines Lagersystems lohnt es sich, einen Blick auf das Profil der aktuellen und potenziellen Kunden zu werfen. Lebensmittel-, Pharma- oder E-Commerce-Unternehmen stellen spezifische Anforderungen an die Lagerung der Waren. Bei einer Zusammenarbeit mit einem Lebensmittelunternehmen, ist ein schneller Warenumlauf und eine strikte Einhaltung der FEFO-Regeln oberste Pflicht. E-Commerce bedeutet dagegen in der Regel eine sehr große Anzahl von Sendungen mit einer geringen Anzahl von Artikeln sowie eine hohe Zahl von Rücksendungen.
Werden mehrere Kunden mit unterschiedlichen Profilen bedient, muss ein Logistikdienstleister unterschiedliche Warenflussmodelle und Sendungsstrategien gleichzeitig nutzen können. So sollte das WMS eine einfache und flexible Anpassung der Arbeitsparameter an die individuellen Bedürfnisse eines jeden Kunden ermöglichen.
Wege der Auftragsannahme
Mit einer zunehmenden Anzahl von Kunden wird bei jedem Logistikdienstleister die Annahme von eingehenden Aufträgen immer komplexer. Die klassische Form der Auftragserteilung wie Telefonanrufe oder E-Mails wird fast vollständig aufgegeben, da sie zu lange dauert und voller Fehlerrisiken ist. Deswegen sind IT-Systeme, wie z.B. ERP-Systeme für Geschäftskunden oder Webformulare bei E-Commerce, zu einer Quelle für den Import von Aufträgen geworden. In der Praxis bedeutet das die Notwendigkeit der Implementierung von Schnittstellen zwischen dem WMS und ggf. sogar mehrerer ERP-Anwendungen, über die Kunden Produkte bestellen können. Bei der Auswahl eines Lagerverwaltungssystems lohnt es sich daher auf die Erfahrung des Anbieters in Bezug auf Schnittstellen zu externen Systemen zurück zu greifen.