Die Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Lager und Produktion ist eine wichtige Richtung in der Entwicklung von Unternehmen. Die zunehmende Integration dieser beiden Bereiche ist eine Quelle der Prozessoptimierung auf der Suche nach Sparpotentialen. Zusätzlich werden auch Erwartungen der Kunden nach kurzen Lieferzeiten und einem umfassenden Angebot erfüllt.
Eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Lager und der Produktion ermöglicht unter anderem auch folgendes zu erreichen:
- Reibungslose Versorgung der Produktionsstationen und Materialpuffer mit der erforderlichen Menge an benötigten Rohstoffen und Komponenten,
- Transportoptimierung – keine Leerfahrten der Gabelstapler,
- Bestandoptimierung – genaue Prognose des Materialbedarfs, wodurch auch bei kleinen Produktionschargen eine hohe Effizienz erreicht werden kann,
- Effektives Management von Lagerzeiten und Verfallsdaten von Rohstoffen,
- Mehr Transparenz in der gesamten Logistikkette.
Erstellung von Kits
Eine interessante Form der Zusammenarbeit zwischen Lager und Produktion ist das Kitting. Kitting kann zwei Formen aufweisen. Aus Sicht der Distribution von Fertigprodukten bedeutet dies, von Kunden häufig bestellte Waren zu bündeln. Das Finden solcher Abhängigkeiten auf der Grundlage von Daten aus dem Lagerverwaltungssystem erlaubt es, derartige Sets bereits in der Produktionshalle zusammenzufassen. Mit Kitting kann die Zeit für die Vorbereitung einer Sendung erheblich verkürzt werden. Der verfügbare Lagerraum wird besser genutzt, der Verpackungsprozess insgesamt erleichtert und gleichzeitig die Anzahl der Pakete reduziert.
Die zweite Form der Set-Bildung besteht darin, einen vollständigen Satz von Komponenten und Materialien für die Produktion vorzubereiten. Diese werden in der Vorbereitung der Herstellung bestimmter Produkte zusammengefasst und gelagert. Dieses Set geht dann komplett zu der Produktionsstation. Auf diese Weise wird die Versorgung der Fertigungsmontage erheblich vereinfacht.
Aus Sicht der Produktionshalle erleichtert Kitting die Inventarisierung und Materialflusssteuerung. Vorgefertigte Sätze reduzieren die Anzahl der Bewegungen von Montagearbeitern, wodurch diese ihre Arbeit schneller erledigen können.
Kitting funktioniert besonders gut, wenn:
- Der Montageprozess eine Vielzahl kleiner Elemente verarbeitet,
- Nicht standardmäßige Produkte aus Komponenten zusammengebaut werden, die sich geringfügig in Farbe, Form oder anderen Eigenschaften unterscheiden,
- In der Produktionshalle Platzmangel besteht, was eine Organisation lokaler Versorgungspuffer erschwert.
Dank der Vorbereitung von vorgefertigten Kits enthalten Montagestationen nur Werkzeuge und Komponenten, die zur Ausführung eines bestimmten Auftrags erforderlich sind. Somit wird der verfügbare Platz an den Arbeitsstationen optimal genutzt.
Integration von Informationssystemen
Um das Potenzial der Zusammenarbeit zwischen Lager und Produktion voll auszuschöpfen, ist es notwendig, die diese Bereiche verwaltenden IT-Systeme zu integrieren. Die Integration des Manufacturing Execution Systems (MES) und des Warehouse Management Systems (WMS) erfordert die Bereitstellung entsprechender Schnittstellen zwischen den Systemen zum Datenaustausch.
Die Kommunikation zwischen den WMS- und MES-Anwendungen ist bidirektional. Daher gibt es kein übergeordnetes und untergeordnetes System. Eine wichtige Phase der Integration dieser Systeme ist die Bestimmung der Ereignisse, die zum Nachrichtenaustausch führen. Die beliebtesten Methoden zur Datenaustausch sind:
File-Sharing-Schnittstelle
Systeme können mittels Datendateien kommunizieren. Die Dateien müssen ein standardisiertes Format haben, wie z. B. EDI – Electronic Data Interchange, XML – eXtensible Markup Language oder die immer beliebter werdende JSON – JavaScript Object Notation. Diese Dateien können direkt zwischen dem MES und dem WMS oder über eine API (Application Programming Interface) ausgetauscht werden. API ist eine Reihe von Prozeduren, Kommunikationsprotokollen und Werkzeugen, die die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Programmen erleichtern.
Datenbank
Diese Lösung beinhaltet die Verwendung einer Zwischendatenbank, die von beiden Systemen gemeinsam genutzt wird. In diesem Fall aktualisieren MES und WMS ständig die Zwischendatenbank. In benutzerdefinierten Intervallen überprüfen beide Programme die Zwischendatenbank auf neue Informationen, die vom anderen System hinzugefügt wurden. Wenn ja, werden sie ihre interne Datenbank damit aktualisieren.
Internetseiten
Auch über eine Webschnittstelle können WMS und MES Daten miteinander austauschen. In einer solchen Konfiguration stellen beide Programme eine Kommunikation mit der Datenbank her, die sich in einer Computing Cloud befindet. Dies geschieht über das http-Protokoll. Die Cloud-Datenbank speichert Daten im XML-Format zwischen, die dann in beide Systeme übernommen werden.
Dedizierte Schnittstelle
Wenn die WMS- und MES-Systeme von einem Anbieter stammen, verfügen sie mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits über eine eigene Schnittstelle. Eine solche Lösung gewährleistet bereits im Standard eine hohe Arbeitsstabilität. Somit könne Situationen vermieden werden, in denen eine Schnittstelle von Grund auf neu erstellt werden muss und die Systeme mehrere Unternehmen bedienen.
Vorteile der Integration des Lager- und Produktionsmanagementsystems
Eines der grundlegenden Ziele der Integration von MES und WMS ist die Verbesserung der Material- und Komponentenversorgung der Produktionsstationen. Da das MES-System den Materialfluss in Echtzeit steuert, können die Produktionsorte kontinuierlich aus dem Lager versorgt werden. Ohne die Produktionsstationen übermäßig zu bevorraten.
Die Integration von MES und WMS erleichtert die Bearbeitung von Materialanweisungen (BOM – Bill of Materials). Wird in dem MES ein neuer Produktionsauftrag vorbereitet, reserviert das Lagerprogramm automatisch die für die Ausführung benötigten Materialien. Ist das benötigte Material im Lager nicht vorhanden, liefert das Lagerverwaltungssystem einen zulässigen Ersatz. Der schnelle Informationsfluss zwischen MES- und WMS-Systemen ermöglicht eine bessere Planung und Kontrolle des Lagerbestands.
Die Zusammenarbeit von WMS und MES bedeutet auch eine bessere Kontrolle, der im Lager und Produktion herumwandernden Materialien. In der Praxis stellen wir häufig fest, dass aus dem Lager entnommene Komponenten wieder in das Lager zurückgeführt werden, wenn sie nicht verwendet werden. Ohne eine Integration des MES mit dem Lagersystem ist es mitunter sehr schwierig an zuverlässige Informationen über die aktuellen Bestände einzelner Komponenten zu gelangen.
Eine enge Integration des MES und des WMS ist auch ein Schritt zur Erstellung einer vollständigen Historie der gefertigten Produkte. Die gesammelten Informationen über die Produktionsprozesse, die Lager- und Transportbedingungen erlauben, mögliche Unregelmäßigkeiten schnell zu erkennen. Dadurch kann auch verhindert werden, dass qualitativ minderwertige Produkte auf den Markt gebracht werden. Das senkt die Reklamationskosten im Unternehmen und erhöht die Glaubwürdigkeit und den Ruf des Unternehmens.