Die Lagersoftware ist ein Werkzeug, mit dem umfangreiche und komplexe Abhängigkeiten in Lagerprozessen effizient verwalten werden können. Zum Beispiel in der Lebensmittelindustrie, die sich durch besonders hohe Anforderungen an die Produktsicherheit auszeichnet. Die Lebensmittellogistik gehört somit zu den kompliziertsten. Unternehmen aus dem Lebensmittelsektor müssen eine Reihe hochgesteckter Normen und Vorschriften erfüllen. Erwähnenswert ist hier beispielsweise die Verordnung (EG) Nr. 178/2002 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 28. Januar 2002. Sie legt allgemeine Grundsätze und Anforderungen des Lebensmittelrechts fest und regelt Verfahren für die Lebensmittelsicherheit. Den Unternehmen werden, u. a., in folgenden Bereichen Verpflichtungen auferlegt:
- Verantwortung der Unternehmer für die Lebensmittelsicherheit
- Traceability (Rückverfolgbarkeit)
- Rücknahmen und Rückrufe von Lebensmitteln
- RASFF-Meldungen (Schnellwarnsystem für gefährliche Lebensmittel und Futtermittel)
- Informationen für den Verbraucher
Welche Funktionen muss somit die Lagersoftware haben, um die Anforderungen der Lebensmittelbranche so vollständig wie möglich zu unterstützen?
Lagersoftware – Verwaltung von Verbrauchsdaten
Ein im Lebensmittellager genutztes Programm muss laufend Informationen über das Haltbarkeitsdatum erfassen und überprüfen. Es sollte auch eine laufende, automatische Kontrolle ihrer Lagerbestände durchführen, um rechtzeitig für Nachschub zu sorgen. Diese Funktionen sind besonders wichtig, wenn es sich bei den Artikeln um Schnelldreher handelt.
Die Unterstützung durch entsprechende Software kann unverzichtbar sein, wenn das Lager mehrere Einzelhandelsketten beliefert. Jede Kette hat ihre eigene Strategie hinsichtlich der Mindesthaltbarkeit eines Artikels zum Zeitpunkt seiner Abnahme. In der Praxis bedeutet das, dass ein und dasselbe Produkt die Kriterien einer Kette erfüllen kann, die einer anderen aber nicht mehr. Die Lagersoftware muss derartige Abhängigkeiten überwachen. Sie verhindert finanzielle und Imageverluste dadurch, dass das Produkt entsorgt werden muss und nicht ausgeliefert wird.
Identifizierung und Rückverfolgbarkeit des Produkts (traceability)
Traceability, also die Rückverfolgbarkeit und die Identifizierung eines Produkts, bildet eine umfassende Wissensbasis. Die wichtigsten Merkmale sind Daten zu seiner Zusammensetzung, Herstellungsbedingungen, Lagerung und Transport. Im Falle eines Lagers können im Rahmen der Traceability z. B. folgende Informationen erfasst werden: Annahme, Kühlung, Umpacken, Lagerung, Inventur, Kommissionierung oder Ausgabe. Das System sollte auch Informationen darüber speichern, wer und wann diese Tätigkeiten ausgeführt hat.
Ein System mit implementierten Traceability-Funktionen ermöglicht es, vollständiges Wissen darüber zu sammeln, was mit dem Produkt vom Zeitpunkt der Annahme bis zur Ausgabe geschehen ist. Damit ist die Lagersoftware ein wichtiges Hilfsmittel zur Erstellung einer vollständigen Produktgenealogie. Traceability ist eine wesentliche Unterstützung für die Lebensmittelsicherheit. Bei etwaigen Problemen ermöglicht sie eine schnelle Identifizierung und Lokalisierung fehlerhafter Produkte.
Aufteilung des Lagers in Bereiche
Lebensmittel müssen unter genau festgelegten Bedingungen gelagert werden. Die wichtigsten Parameter sind in der Regel die Temperatur und Feuchtigkeit der Umgebung. Einige Produkte erfordern auch permanentes Lüften. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit der räumlichen Trennung und ggf. einer Anpassung entsprechender Bereiche im Lager. Das System sollte in der Lage sein diese räumliche Einteilung des Lagers widerzuspiegeln. Die einzelnen Vorgänge, wie z. B. Strategien der Lagerplatzzuweisung, Formen der Kommissionierung oder Inventarisierung, sollten für jeden Bereich separat definiert werden können.
Lagersoftware – Unterstützung von Cross-Docking
Cross-Docking konzentriert sich auf die maximale Verkürzung der Lieferzeit von Produkten. Daher ist dieser Vorgang eine äußerst wichtige Lösung in Lebensmittellagern, die sich z. B. mit dem Vertrieb von frischem Obst und Gemüse beschäftigen. Das Cross-Docking-Konzept eliminiert die klassische Einlagerungsphase und die Lagerung von Waren. Unmittelbar nach der Annahme werden die Produkte im Umschlagbereich kommissioniert und ggf. umgepackt. Auf diese Weise ist die Ware schnell für die Auslieferung vorbereitet.
Die Lagersoftware koordiniert voll und ganz alle Arbeiten im Zusammenhang mit den Cross-Docking-Vorgängen. Sie verhindert einen falschen Weiterversand oder gar den Verlust der Ware. Sie trägt auch dazu bei, dass empfindliche Produkte nicht durch unsachgemäße Platzierung auf der Palette beschädigt werden.
Verwaltung von Pendelverpackungen und Paletten
Ein nützliches Merkmal der Software für Lebensmittellager ist die Fähigkeit, Pendelverpackungen und Paletten zu verwalten. Dank dieser Funktionen verfügt das Unternehmen über ein effizientes Instrument für deren Erfassung und Bilanzierung. Eine solche Lösung erleichtert die Zusammenarbeit und Abrechnung mit den Partnern der Lieferkette erheblich. Sie macht die Zusammenarbeit mit ihnen transparent, verhindert Irrtümer und Verluste.
Einer der interessanteren aber auch komplizierteren Fälle in der Verwaltung von Verpackungen betrifft Getränke in Mehrwegflaschen. Getränkeflaschen werden in der Regel in Sammelpackungen (Kästen) verstaut. Sammelverpackungen werden wiederum auf Paletten untergebracht. Es gibt also zwei Pendelverpackungen und ein rückgabepflichtiges Beförderungsmittel. Das Lagersystem erfasst automatisch alle Verpackungen und verbindet sie mit einem bestimmten Ladehilfsmittel (Palette). Dieser Mechanismus verhindert mögliche Irrtümer und Verluste in jeder Phase des Transportes des Produkts.
Dies sind nur einige beispielhafte Funktionen der Lagersoftware, die im Lebensmittelsektor allgemeine Anwendung findet. Diese Funktionen erleichtern eine schnelle Abwicklung der Lieferungen bei gleichzeitiger Gewährleistung der Produkt- und Verbrauchersicherheit. Dies sind in der Regel die wichtigsten Ziele der Lebensmittelvertriebsunternehmen.