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Geschichte der Lagerverwaltungssysteme

Geschichte der Lagerverwaltungssysteme

Lagerverwaltungssysteme (WMS) sind spezialisierte Geschäftsanwendungen zur Unterstützung und Kontrolle der Prozesse im Zusammenhang mit der Lagerung und Beförderung von Waren innerhalb von Lagern. Diese Systeme sind zu einem Fundament für Logistikzentren geworden und koordinieren eine große Anzahl von Vorgängen.

Maßgeblich für die Entwicklung von Produkten sind die Anforderungen des Marktes. Das ist bei computergestützten Lagerverwaltungssystemen nicht anders. Wie verlief die Entwicklung der Lagersoftware? Welche Merkmale besitzt moderne WMS-Software (Warehouse Management System)? Welche Richtung wird ihre Entwicklung in der Zukunft einschlagen?

Lagerverwaltungssysteme – Anfänge

Als in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erste Lagerverwaltungssysteme entstanden sind, wurden die meisten Tätigkeiten im Lager manuell durchgeführt. Die bis dato einzigen in Lagern eingesetzten IT-Tools, waren Anwendungen aus der Warenwirtschaft (engl. MMS – Materials Management System). Es handelte sich um unabhängige Software oder Module von MRP-Systemen (Material Requirements Planning). Ihre Hauptfunktion war die Erfassung und Verwaltung von Lagerbeständen. Diese erfolgte durch die Ausführung von Anlieferungs- und Auslieferungstransaktionen. Alle Vorgänge wurden auf Papier festgehalten und im System erfasst. Dieses Funktionsmuster führte dazu, dass die Warenwirtschaftssysteme nicht echtzeitfähig waren. Sie konnten kein aktuelles Wissen über Lagerbestände liefern. Frühe Systeme der Warenwirtschafts boten auch keine Möglichkeit der Überwachung des tatsächlichen Warenverkehrs.

Das WMS-Zeitalter

Die ersten Lagerverwaltungssysteme waren nur mit grundlegenden Funktionen zur Bestandsverwaltung ausgestattet, die da wären Annahme, Lagerung, Versand von Waren sowie natürlich Inventur. Frühe Lagerverwaltungssysteme erforderten die manuelle Eingabe von Informationen durch Mitarbeiter. Aufgrund des hohen Risikos menschlicher Fehler musste das Personal ständig die Richtigkeit der Daten überprüfen.

WMS-Anwendungen der ersten Generation wurden häufig von Unternehmen selbst entwickelt, in der Regel von deren internen IT-Abteilungen. Mit der Zeit traten jedoch immer mehr Unternehmen in den Markt ein, die auf dieses Gebiet spezialisiert waren. Die ersten Anbieter von WMS-Systemen konzentrierten sich in der Regel auf eine bestimmte Branche (Einzelhandel, Logistikunternehmen usw.). In den ersten Jahren der Entwicklung des Marktes für WMS-Systeme hatten Unternehmen oft große Schwierigkeiten, eine Software zu finden, die ihren Anforderungen in vollem Umfang entsprach. Das bedeutete in der Regel die Notwendigkeit einer tiefgreifenden Modifikation des Systems, was in der Regel Upgrades und Support erschwerte.

Die 90er Jahre sind von einer dynamischen Entwicklung computergestützter Lagerverwaltungssysteme gekennzeichnet. Es war die Zeit, als Entwickler von WMS-Systemen den Nutzern einen wesentlich größeren Spielraum boten. Im Vordergrund standen Konfiguration von Schlüsselfunktionen, wie z. B. Verwaltung des Lagerlayouts.

Zu den Funktionen der erweiterten, moderneren WMS-Systeme gehörten:

  • Vordefinierte Schnittstellen zu führenden Unternehmensressourcenplanungssystemen (ERP)
  • Kompetenz-/Verfügbarkeitsmatrix – automatische Zuweisung von Aufgaben an Mitarbeiter mit bestimmten Kompetenzen (z. B. Gabelstaplerfahrer). Hier wurde der aktuelle Standort und deren Verfügbarkeit berücksichtigt.
  • Auswahl der Verpackung – Ein Prozess, mit dem das WMS-System die für den Auftrag optimale Versandverpackung festlegt
  • Unterstützung von Cross-Docking – Prozessen: Weiterleitung der Waren direkt von der Annahme zum Versand unter Umgehung der Einlagerung
  • Einführung standardisierter Etiketten

Lagerverwaltungssysteme – aktuelle Trends

Unterstützung für E-Commerce

Der stetig wachsende Anteil des Internethandels bedeutet, dass sich zunehmend auch die Lagerverwaltungssysteme auf seine Bedürfnisse konzentrieren. Die E-Commerce-Branche ist in der Regel durch ein sehr großes und gleichzeitig schnell wechselndes Warenvolumen gekennzeichnet. Die Anzahl der im Lager ausgeführten Vorgänge ist häufig sehr hoch, während die Anzahl der Produkte in einer einzelnen Bestellung oft gering ist. Lagerverwaltungssysteme kommen beispielsweise diesen Anforderungen durch die Unterstützung von Multi-Order-Picking oder der automatischen Zuweisung von Lagerplätzen auf der Grundlage des Warenumschlagskoeffizienten entgegen.

Eine weitere Herausforderung beim Internethandel ist die Abwicklung großer Mengen von Retouren. Seit einigen Jahren erlaubt der Gesetzgeber eine unproblematische Rückgabe der meisten online erworbenen Produkte durch den Verbraucher innerhalb bestimmter Fristen. Ein Lagerverwaltungssystem sollte daher die verschiedenen Arten von Rücksendungen effizient und automatisch verwalten. Dabei ist zu unterscheiden, ob das zurückgegebene Produkt sofort wieder verkauft werden kann, neu verpackt oder sogar entsorgt werden muss.

Integration in die Lagerautomatisierung

Hohe Arbeitskosten sowie der Druck auf die Erhöhung der Geschwindigkeit und Qualität der Auftragsabwicklung verstärken in Unternehmen die Bestrebungen nach einer Lagerautomatisierung. Für die Koordination der Vorgänge zwischen den Bestandteilen der Automatisierung und dem Lagerverwaltungssystem ist das MFC-Modul (Material Flow Control, Materialflusssteuerung) zuständig. Es steuert den Betrieb von Regalbediengeräten, Verschiebewagen, Förderbändern, Schieberegalen und anderen Geräten. Die Fähigkeit, ein fortschrittliches automatisiertes Lager zu verwalten, wird in den kommenden Jahren einer der entscheidenden Faktoren moderner Lagerverwaltungssoftware darstellen.

Entwicklung zusammenarbeitender Geräte

Ein modernes Lagerverwaltungssystem ohne Geräte zu einer problemlosen Kommunikation der Lagerarbeiter mit dem System wäre nicht denkbar. Immer bessere mobile Datenerfassungsgeräte bewirken, dass Aufgaben schneller und genauer ausgeführt werden können. Die Datenbrille bereichert immer häufiger die Gruppe der Geräte, von denen das Lagerpersonal Unterstützung erhält. Dank einer Datenbrille hat der Arbeiter beide Hände frei, er wird präzise und bildlich geführt und kann die Kommissionierung im Pick-by-Vision-Modell durchführen.

Lagerverwaltungssysteme – die nähere Zukunft

Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz kann im Lager zur Auswertung großer Datenmengen eingesetzt werden, um Muster des Verbraucherverhaltens oder der Saisonschwankungen der Nachfrage nach einzelnen Artikeln zu finden. Algorithmen des maschinellen Lernens können die Zuverlässigkeit von optischen Zeichenerkennungssystemen (OCR – Optical Character Recognition) verbessern. Dadurch können auch verschmutzte oder beschädigte Zeichen wirksam erkannt werden. Maschinelles Lernen stellt eine wichtige Unterstützung der bei Voice-Picking-Systemen eingesetzt Spracherkennung dar.

Ein weiterer Anwendungsbereich des maschinellen Lernens für automatische Lager ist die Unterstützung der MFC-Software (Material Flow Control) für einen reibungslosen Warenfluss. Durch die Optimierung der Arbeit von Förderern und Regalbediengeräten werden Staus effektiv vermieden und die gesamte Warenannahme und -ausgabe beschleunigt.

System als Dienstleistung (SaaS)

In naher Zukunft werden immer mehr WMS-Anbieter ihre Produkte im SaaS-Modell (Software as a Service) anbieten. Je nach Bedürfnissen des Unternehmens kann die Dienstleistung im Rahmen einer öffentlichen oder einer privaten Cloud verfügbar sein. Die letztere Option ist für Kunden gedacht, die eine individuelle Herangehensweise und eine Personalisierung des Systems erwarten. Die Nutzung der Software im SaaS-Modell ermöglicht den Unternehmen das Outsourcing der mit der Wartung und Absicherung von Servern verbundenen Aufgaben. Für viele Unternehmen ist das Zahlungsmodell mit regelmäßigen Nutzungsgebühren vorteilhaft, da die Finanzierung des Lagerverwaltungssystems über einen längeren Zeitraum verteilt ist. Ein wichtiger Vorteil des SaaS-Modells ist ein erheblich schnellerer Beginn der produktiven Nutzung des Systems im Vergleich zu einer traditionellen Installation. Bei der Standardvariante des Lagerverwaltungssystems in einer öffentlichen Cloud erhalten Nutzer den Zugriff unmittelbar nach der Vertragsunterzeichnung.

Die Zukunft der Lagerverwaltungssysteme wird auf dem Informationsaustausch und der engen Zusammenarbeit mit vielen anderen Anwendungen innerhalb der Lieferkette beruhen. Sie erlauben eine aktive Teilnahme am Prozessmanagement außerhalb des Lagers und sorgen dabei für einen effizienten Warenfluss vom Hersteller bis zum Endkunden.

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